Presse

26.04.2022 Generalanzeiger

Vereinsleben vor dem Neustart

Hallensanierung bei Meckenheimer Schützen kommt schnell voran. Räume können bald wieder gemietet werden

VON AXEL VOGEL

MECKENHEIM. | Was man nach einer Katastrophe wie der Flut vom 14./15. Juli 2021 so alles erreichen kann, wenn

zusammen anpackt, machen die Meckenheimer Schützen und ihre vielen Unterstützer vor. Die traditionsreiche Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft Meckenheim stand am Tag nach der Flut praktisch vor dem totalen Vereinskollaps: Meterhoch stand das Wasser an jenem Juli-Tag in der Schützenhalle und machte auch die Schießanlage sowie Küche, Heizung und alle sanitären Anlagen im Schützenhaus unbrauchbar. Schaden: Ein hoher sechsstelliger Betrag. Ein wirtschaftlicher Totalschaden sozusagen – und das ohne Elementarschadenversicherung.

Für einen Verein wie die Schützen, der zudem noch den Kredit für den Neubau der 1992 abgebrannten Schützenhalle stemmen muss, eine Herausforderung, die praktisch nicht zu bewältigen ist. Doch sie haben es mit viel Eigenleistung, Fördergeldern und dank vieler Gönner geschafft: Die Sanierung ist so weit fortgeschritten, dass die Schützen um Präsident Matthias Klemmer bereits einen Neustart des Vereinslebens konkret planen können. Was Klemmer und seine Schützenbrüder vorhaben und wie weit die Sanierung vorangeschritten ist, erklärte der Vorstand bei einem Ortstermin im Schützenhaus.

Der Februar war für die Meckenheimer Schützen ein höchst glücklicher Monat. „Denn da haben wir die Zusagen für die   

525 000 Euro bekommen, die wir als Verein aus dem Hilfsfonds für die Flutopfer beantragt hatten“, erklärt Präsident Klemmer. Damit sei man eine der ersten Bruderschaften in der Region gewesen, die Gelder aus dem Wiederaufbau-Topf erhalten haben. „Seitdem schauen wir wieder optimistisch in die Zukunft, zumal wir jetzt eine moderne Anlage mit neuen Sanitäranlagen und Elektro Leitungen bekommen“, betont Klemmer.

Dabei ist es nicht so, dass Klemmer & Co. bis dahin die Hände in den Schoß gelegt hätten: Das Gegenteil ist der Fall, was in Eigenarbeit getan werden konnte, haben die Schützen getan. Heißt: Summa summarum rund 1400 Arbeitsstunden haben die Vereinsmitglieder damit zugebracht, Schlamm zu schieben, Sperrmüll auszuräumen, Mörtel abzuschlagen und den Es­trich abzuklopfen.

Zu den Meckenheimer Schützen, die sich derzeit besonders freuen, dürfte Schießmeister Michael Hilbig gehören: Denn vor allem auf den Schießständen, den insgesamt zehn Bahnen, wird mit Hochdruck gearbeitet. Allein diese neue Anlage hat 70 000 Euro gekostet, erklärt Hilbig. Verläuft alles weiterhin nach Plan, rechnet er damit, dass ab September auf den Luftgewehrbahnen geschossen werden kann und ab Oktober auch die Kleinkaliber-Schützen wieder vor Ort trainieren können. Das nächste Schützenfest ist dann für Herbst 2023 geplant. Viel Unterstützung für Bruderschaft

Bester Laune ist auch Hilbigs Vereinskamerad Ferdi Klick, der sich um die Vermietung der Schützenhalle kümmert: Auch bei der Sanierung der Halle geht es mächtig voran. Vor Kurzem wurde der Estrich erneuert. Heißt für Klick: „Ab Herbst können wir die Halle aller Voraussicht nach wieder für Veranstaltungen und Feste vermieten.“

Das wird viele Meckenheimer Vereine freuen, denn die Schützenhalle war ein zentraler Veranstaltungsort beispielsweise für Ausstellungen und Karnevalssitzungen. Möglich wurde der Neustart der Schützen auch durch eine breite Unterstützung. An vorderster Front lobt Klemmer Bürgermeister Holger Jung, der vor allem die Beantragung der Gelder aus dem Wiederaufbaufonds unterstützt habe. Zudem lobt der Schützenpräsident die Unterstützung von 19 Firmen, von denen die meisten aus Meckenheim kommen.

Aber auch die Hausbank der Schützen, die Raiffeisenbank Voreifel eG, habe unbürokratisch geholfen. Da die Schützen für ihre nach einem Brand im September 1992 neu gebaute Halle noch einen Immobilienkredit bei der Raiffeisenbank bedienen müssen, bat Klemmer um eine weitere Aussetzung der Tilgungen. Dazu muss man wissen: Wegen der Corona-Pandemie hatte die Raiffeisenbank schon davor die Tilgungen ausgesetzt, da die Bruderschaft keine Einnahmen etwa aus Vermietungen mehr hatte.

Auch der verlängerten Aussetzung stimmte die Raiffeisenbank Voreifel zu. Geplant ist nun: „Wir haben der Bruderschaft die Tilgungsaussetzung aktuell ins Frühjahr 2023 hinein verlängert. Die Bruderschaft geht davon aus, dann wieder liquide zu sein, und ansonsten werden wir pragmatische Lösungen finden“, sagt Raiffeisen-Vorstand Burchard Kraus. „Für uns stand schnell fest, dass wir die Bruderschaft unterstützen, weil die mit ihrer Halle auch eine wichtige Säule des Meckenheimer Kultur- und Vereinslebens sind.“ Daher hat die Raiffeisenbank auch aus einem Fonds, der für von der Flut betroffene Vereine und Organisationen bestimmt ist, noch 45 000 Euro für eine neue Küche und eine Theke gespendet: „Das hilft uns enorm, weil wir bei diesen Anschaffungen eine echte Deckungslücke gehabt hätten“, freut sich Klemmer.

GELD FÜR FLUTOPFER

Bank stellt eine Million Euro zur Verfügung

Die Raiffeisenbank Voreifel eG hatte bereits nach der letzten Vertreterversammlung eine Fluthilfespende in Höhe von 750 000 Euro auf den Weg gebracht. Vorstandssprecher Burchard Kraus: „Genossenschaften stehen für die Hilfe zur Selbsthilfe und Solidarität. Hier haben die Menschen, Vereine, Unternehmen und Kommunen von der ersten Sekunde an Selbsthilfe geleistet. Darauf können alle sehr stolz sein. Die genossenschaftliche Organisation und wir vor Ort unterstützen ein solches Engagement aus tiefster Überzeugung.“ Insgesamt prüfte die Genossenschaftsstiftung mehr als 100 Projekte. Laut Kraus sind rund 200 000 Euro aus dem Topf noch verfügbar. Den Antrag gibt es unter www.rb-voreifel.de. voa