500 Jahre St. Sebastianus Schützen Meckenheim
Einem Dieb, der am 15. Januar 1661 verhaftet und später gehenkt wurde, verdankt die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Meckenheim vermutlich ihre erste urkundliche Erwähnung. In der Rechnung über die Hinrichtungskosten ist vermerkt, dass der Dieb von neun Schützen und einem Gerichtsboten in Villip abgeholt wurde. Vieles deutet aber darauf hin, dass die Bruderschaft noch älter ist und mit Recht und Stolz im Jahr 2001 ihr 500-jähriges Bestehen feiern konnte.
Die Gründung einer Schützengilde in Meckenheim vor 500 Jahren legt ein Vermerk im "Rheinischen Städtebuch" von 1956 nahe, in dem sich unter dem Stichwort "Meckenheim" der Eintrag "St. Sebastianus Schützenbruderschaft gegr. 1501" findet. Für dieses Gründungsjahr gtibt es keine Bestätigung, aber das älteste Stück des historischen Schützensilbers unterstützt diese Ansicht. Die Darstellung einer Taube auf dem kleinen Anhänger läßt nach Expertenmeinung eine Datierung auf das 16. Jahrhundert zu. Deshalb nennt sich die Bruderschaft heute "St. Sebastianus Schützenbruderschaft Meckenheim vor 1600 (1501)". An ein noch früheres Gründungsdatum glaubten die Schützen zunächst, als sie 1979 durch einen Aufsatz von Klaus Fink erfuhren, dass im Zinsregister der Abtei Himmerod schon für 1317 Bogenschützen ("sagitarii") in Meckenheim erwähnt werden, die als Lohn für Bewachungsdienste eine jährliche Getreideernte erhielten. Tatsächlich hielt diese Annahme einer kritischen Nachprüfung nicht stand. Die soziale Stellung und das Selbstverständnis der frühen Schützengilden unterschieden sich grundlegend von den Aufgaben der Bogenschützen, die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von dem Kloster Himmerod und den Herren von Rheinbach in Meckenheim sowie einigen Nachbarorten angeworben wurden. Die Bogenschützen waren verpflichtet, die Mauern zu verteidigen und durften im Kriegsfall in die Stadt ziehen. Die in Flandern entstandene Schützenbewegung erreichte dagegen erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Rheinland und organisierte sich in spätmittelalterlichen Schützengilden. Diese freiwilligen Vereinigungen des aufstrebenden Bürgertums verstanden sich weder als Militärkorps zur Stadtverteidigung noch als Bürgermiliz zur Erledigung von Ordnungsfunktionen. Ihre regelmäßigen Schießübungen mit Armbrust und Bogen diensten der Wehrertüchtigung.
Dass der heilige St.Sebastianus zum Patron der Meckenheimer Schützen wurde, liegt vermutlich daran, dass er neben St. Johannes der Täufer als zweiter Patron der Pfarrkirche verehrt wurde. Bereits für 1660 kann ein Sebastianus-Altar in der Kirche nachgewiesen werden. Als am 20. Januar 1740, dem Sebastianus Tag, eine Feuersbrunst ohne größere Folgen blieb, stiftete die Bruderschaft eine jährliche Singmesse für dieses Fest. Der Name des frühestens bekannten Meckenheimer Schützenkönigs lautet Jacob Schmitz. Dieser Name ziert den ältesten Königsschild der Bruderschaft aus dem Jahr 1695.
Bereits 1890 erwarb die Bruderschaft in einem Zwangsversteigerungsverfahren einen Teil des heutigen Schützenplatzes am "Taufweiher" zur Anlage eines Schützenplatzes. Um die Bruderschaft als Eigentümerin ins Buch eintragen zu können, wurde ihre Anerkennung als "juristische Person" beantrag. Diese erhielt sie am 18. September 1893 durch "Alle höchsten Erlass" von König Wilhelm II. von Preußen und macht die Bruderschaft heute zu einem echten Kuriosum. Nur wenige Vereine wurden auf diese Weise "rechtsfähig" und dürfen bis heute auf eine Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht verzichten.
Die "gegenseitige Aufmunterung zur Anhänglichkeit an den König und Vaterland und die Beförderung eines geselligen, friedlichen, bürgerlichen Zusammenlebens, dann Veranstaltung eines jährlichen Volksfestes durch Abhaltung eines Königs-und Vogelschießens und sonstiger allgemeiner zweckmäßiger Festlichkeiten, endlich Erweisung der letzten Ehre beim Ableben von Vereinsmitgliedern" nennt eine Abschrift des ältesten Statuts der Meckenheimer Schützen vom 20. Juni 1846 im Protokollbuch von 1872 als Hauptzweck der "Sankt Sebastianus-Schützen-Gesellschaft". Vieles hat sich seitdem im Vereins Leben der Meckenheimer Schützen verändert, aber vieles hat auch weiterhin Bestand, wie zum Beispiel der Einsatz für "Glaube, Sitte und Heimat"
Dies war ein Beitrag von Christiana Kuepper (Bonner Rundschau vom 24. März 2001) anlässlich des 500-jährigen Bestehens der Bruderschaft.