Presse


Generalanzeiger 31.10.2022

VOREIFEL · VORGEBIRGE


                     Endlich wieder Gemeinschaft erleben

Die Meckenheimer Schützen haben ihre Halle nach der Flut fertig saniert. Sie ist nun hochmodern und barrierefrei!
VON STEPHAN FABER

Reichlich Platz für Gäste ist in der Meckenheimer Schützenhalle, die nun endlich wieder als Festort und für das Vereinsleben zur Verfügung steht. FOTO: AXEL VOGEL


MECKENHEIM. | Wenn man sich der Schützenhalle durch die Swistbach­aue in Meckenheim nähert, so taucht zunächst das fünf Meter hohe Holzkreuz mit der Inschrift „Glaube, Sitte, Heimat“ vor dem Gebäude auf. „Bis zur Unterkante des Querbalkens hat im Juli letzten Jahres der Swistbach hier gestanden“, weiß der Schütze und Pressebeauftragte der Schützenbruderschaft Stefan Fassbender zu berichten. „Im Gebäude selbst standen der Keller mit der Schießanlage komplett und der Festsaal über einen Meter unter Wasser.“


Doch nun sind die Flutfolgen beseitigt . Nach dem erfolgreichen Abschluss der Wiederaufbaumaßnahmen konnten am Wochenende die Meckenheimer Bürgerinnen und Bürger während eines „Tag der offenen Tür“ einen Blick in ihre neue „alte“ Schützenhalle werfen. Beim anschließenden Festakt am Samstagabend mit rund 150 geladenen Gästen wurden in Anwesenheit von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach und der stellvertretenden Bürgermeisterin Ariane Stech alle Sponsoren, Handwerker und Helfer mit einer Plakette geehrt.


Vor der Schützenhalle stand bereits am Samstagmorgen Präsident Matthias Klemmer sichtlich stolz und nahm die ersten Besucher aus Meckenheim in Empfang. Gekommen war beispielsweise Gertrud Kloesgen, die sich an viele Abende in der Schützenhalle erinnerte. „Das war immer sehr gemütlich hier“, erzählte die ehemalige Meckenheimer Metzgerin. Mit einigen Nachbarinnen blieb sie schon an der ersten Vitrine im neugestalteten Saal hängen und betrachtete eine aus den Fluten gerettete Fotografie. „Wenn man die alten Bilder sieht, fallen einem so viele Geschichten ein“, sagte sie dazu.

Die ursprünglich in den 1960er Jahren erbaute Halle an der Swist musste schon 1992 einmal saniert werden, als ein Brand den kompletten Bau zerstörte. Damals dauerte es zwei Jahre, bis der Wiederaufbau abgeschlossen war und der Saal den Schützen und dem Meckenheimer Stadtleben wieder zu Verfügung stand. Nach der Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 packten nun die Mitglieder der Schützenbruderschaft und viele ehrenamtliche Helfer, die sogar aus Baden-Württemberg kamen, an.


In 600 Arbeitsstunden trennten und entsorgten sie zunächst rund zwei Tonnen Altmetall, sechs Kubikmeter Rigipsplatten und Holz sowie 18 Kubikmeter Parkettboden in Container. Im Anschluss stellten die Schützen einen Antrag auf Förderung durch den Wiederaufbaufond. „Ohne Landesmittel wäre dies das Aus für uns gewesen“, erinnert sich der stellvertretende Präsident Eckhard Haffner an den weiteren Ablauf. „Und dann kam bereits im Februar 2022 die Zusage aus Düsseldorf, dass wir mit dem Wiederaufbau beginnen können.“


Insgesamt standen 525 000 Euro Landesmittel zur Verfügung. Hinzu kamen 80 000 Euro aus Spenden durch die Schützengesellschaft und rund 1600 Stunden Eigenleistung durch die Mitglieder des Vereins. Dabei brachten sie das Gebäude mit Küche und Versammlungsräumen sowie die 50 Meter Kleinkaliber-Schießanlage im Keller auch direkt auf den neusten Stand der Technik. Und es wurde barrierefrei umgebaut. Entgegen dem „Jugendpokal mit Brandschaden“, der in einer Vitrine an das Feuer von 1992 erinnert, gibt es zur Erinnerung an die Flutkatstrophe aber bei den Schützen keine Memorabilien. Alle aufgesammelten Pokale wurden fein säuberlich gereinigt und poliert.

„Zudem haben wir uns gegen eine nächste Überschwemmung bestmöglich aufgestellt“, informierte Fassbender vor Ort. „Es gibt jetzt Fluttore zum Einschieben in die Türen und demnächst noch einen wasserdichten Anstrich an die Außenwand.“ Rund 1100 Quadratmeter Außengelände haben die Schützen außerdem an die Stadt Meckenheim verkauft, damit diese hier einen weiteren Hochwasserschutz in der Swistbachaue errichten kann.


„Gemeinschaft erleben, allen eine Heimat geben“, mit diesen Worten segnete Pfarrverweser Franz-Josef Steffl die neuen Flächen ein und musste vor dem Schießstand standesgemäß „kurz nachladen“, da ihm schon im Saal das Weihwasser ausgeht. Nach seinem Rundgang stellt er zufrieden fest: „Sieht aus, als wäre nie was gewesen.“

Beim abendlichen Festakt erinnerte die stellvertretende Bürgermeisterin Ariane Stech an die Bedeutung der Halle für die Stadtgesellschaft. „Dass die Schützenhalle wieder funktionsfähig ist, bringt mehr Leben in den Alltag und die Altstadt“, sagt sie in ihrer kurzen Ansprache und ergänzte mit Blick auf die Zukunft: „Ich freue mich auf die schunkelnde Schützenhalle nach dem Karnevalsumzug.“ NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach gratulierte in ihrer Rede ebenfalls der St. Sebastianus Schützenbruderschaft zur Renovierung der Versammlungsstätte. Und sie überbrachte eine Zusage für weitere neun Millionen Euro aus dem Wiederaufbaufond für weitere öffentliche Gebäude.


VERANSTALTUNGSORT SCHÜTZENHALLE


Ein zweites Wohnzimmer für Meckenheim

Egal ob Hochzeitsfeier, runder Geburtstag, Abi-Revival-Party oder große Sitzung der Prinzengarde: Zwischen der Jungholzhalle für rund 800 Gäste und dem Pfarrsaal mit 50 Plätzen, liegt die Meckenheimer Schützenhalle mit einer zugelassenen Kapazität von 199 Personen im idealen Bereich für viele Veranstaltungen. Deshalb sind Vereine und Privatleute sehr froh darüber, dass bereits jetzt schon wieder die externe Vermietung über die Bruderschaft der Sankt Sebastianus Schützen begonnen hat. Interessierte können über die Website der Schützen www.schuetzen-meckenheim.de mit dem Verein Kontakt aufnehmen.



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