Schützenhalle erstrahlt nach Wiederaufbau im neuen Glanz

Hohe Ehrungen für verdiente Mitglieder


Meckenheim. Die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Meckenheim hat allen Grund zu feiern. Nach 9-monatiger Wiederaufbauarbeit wurde am 29. Oktober das Schützenhaus und die modernen Schießstände von Pfarrer Steffl gesegnet und ihrer Bestimmung übergeben.


Am „Tag der offenen Tür“ konnten sich viele Besucher einen Eindruck von den neuen Räumlichkeiten machen. Selbst Rollstuhlfahrer können nun über eine feste Rampe in das Gebäude gelangen. Mit modernen sanitären Anlagen, einer gut ausgestatteten Küche, neuem Thekenbereich mit Überdach und einem farblich sehr schön abgestimmten, robusten Industrievinylboden lässt das Schützenhaus keine Wünsche offen. Besonders hat man auf Nachhaltigkeit gesetzt und überall LED Leuchten eingesetzt. So können 60-70% Strom gespart werden.


Die im unteren Bereich neben der Halle gelegenen Schießstände waren vom Hochwasser besonders heftig betroffen. Sie standen 1,50 m unter Wasser. Außer den wertvollen Fahnen, den in letzter Minute noch in Verwahrung genommenen Gewehren, einem Großteil der auf Regalen lagernden Pokale sowie der Bildergalerie der Könige konnte nichts mehr gerettet werden.  Umso heller und lichtdurchfluteter ist nun der Luftgewehrstand. Sechs hoch moderne elektronische Stände, davon 3 zusätzlich mit Laservorrichtung ausgestattet, sowie einer Armbrustbahn lassen jedem Schützen das Herz höher schlagen.

Der überdachte Kleinkaliberstand hat den Schützen bei der Renovierung ordentlich Kopfzerbrechen gemacht. Infolge der Flutmassen und der Trockenphase danach stellten sich viele Risse im Beton ein, ähnlich dem Krakelee eines alten Porzellans.

Der gesamte Betonboden von 50mx5m musste entfernt und neu aufgebaut werden.


Um diese Arbeiten zu erledigen, musste sogar am Notausgang eine Betonplatte angefertigt werden, um den Kleinbagger und andere schwere Werkzeuge in den KK-Stand zu hieven. Auch die vier Kleinkaliberstände sind elektronisch ausgestattet und können in kurzer Zeit auch auf Luftgewehr umgerüstet werden. Der Zielwagen lässt sich mühelos von 50 Meter auf 25 m (KK-Pistole), 15 m (Zimmerstutzen) und 10 m (Luftgewehr) schieben; hinzu kommen vier neue Tische für das Liegend- und Knieendschießen.  Der Waffenraum erhielt zwei neue Waffenschränke der Sicherheitsklasse A und der lange Aufenthaltsraum hat eine neue Bestuhlung, über der nun die geretteten Fahnen höher hängen als vor der Flut. Auch das alte Kruzifix fand nach dem Aufpolieren hier an der Stirnseite einen neuen Platz.


Abgerundet wird die Wiederaufbaumaßnahme noch mit der Anschaffung von Fluttoren (Schotts), die teils schon geliefert sind, teils noch im November ankommen sollen. Alle 9 Türen (Ein- und Notausgänge) können dann im Falle eines Hochwassers zügig verriegelt werden. Weiterhin wird noch ein Wasser abweisender Anstrich rund um das Gebäude erfolgen.

Am Abend der Segnung der Schützenhalle richtete die Bruderschaft dann für alle Helfer, Unterstützer, Spender, Firmen einen „Danke-schön-Abend“ aus. Präsident Matthias Klemmer konnte in der geschmückten Schützenhalle  NRW Bauministerin Frau Scharrenbach begrüßen, die es sich hat nicht nehmen lassen, nach ihrem ersten Besuch Anfang des Jahres nun das Endprodukt mühevoller Arbeit zu besichtigen. Sie war sehr beeindruckt und angetan von dem hervorragenden Zustand des Schützenhauses und der großartigen Leistung der Schützenschwestern und Schützenbrüder.


Auch die stellvertretende Landrätin des Rhein-Sieg-Kreises, Frau Notburga Kunert war voll des Lobes und erinnerte in ihrer Ansprache an die Flutereignisse und die immensen Schäden. Gottlob kostete die Flut in Meckenheim keine Menschenleben.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Frau Ariane Stech, übermittelte die Grüße von Bürgermeister Holger Jung, der wegen Terminüberschneidungen nicht dabei sein konnte und erinnerte an die Bedeutung der Schützenhalle für die Stadt. Sie brachte zur Einweihung Brot und Salz mit in Form von Marzipanbroten und einem Glas Fleur de Sel aus Frankreich. Alle drei Rednerinnen erhielten von Präsident Matthias Klemmer zur Erinnerung an die Flut und die Einweihung je eine Schiefertafel, stammend von einem flutgeschädigten Haus an der Ahr, mit einer gravierten Dankesplakette darauf.


Neben dem Ehrenmitglied der Bruderschaft und Ehrenbezirkspräses Pfarrer a.D. Albrecht Tewes waren auch vom Diözesanverband Köln der stellvertretende Diözesanbundesmeister Walter Honerbach aus Rheinbach und das Diözesanpräsidiumsmitglied Ulrich Berres aus Königswinter gekommen, nicht ohne Grund, wie später noch zu erfahren sei. Auch der Bonner Bezirksvorstand, an der Spitze Wilhelm Ippendorf, war gekommen und überbrachte einen Spendenscheck über 1000,00 Euro. Nach der Einführung und den Rednerbeiträgen wurde das Buffet eröffnet. Die Bruderschaft hatte es sich nicht nehmen lassen, reichlich und vielfältig auftischen zu lassen. Essen und Getränke wurden von der Bruderschaft gesponsert.  Zu leiser Hintergrundmusik von Alleinunterhalter Stefan Linsen wurde ausgiebig gespeist

Da Essen und Trinken bekanntlich Leib und Seele zusammenhält, konnte nach dem Buffet gestärkt mit dem Programm  weitergemacht werden. 


Es war ein großer Wunsch der Schützenbruderschaft, besondere Menschen zu ehren. Menschen, Freunde, die in einem Verein sind und die Schützen sehr unterstützen bei Krönungsbällen, Schützenfesten auch bei Festumzügen musikalisch mitmarschieren. Diese Hilfe beruht auf Gegenseitigkeit. Für beide eine Win-Win Situation. Da kam es gerade recht, dass der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften vor einiger Zeit eine Auszeichnung geschaffen hatte, die noch nicht so häufig verliehen wurde. So wurde denn der Vorsitzende der Prinzengarde Meckenheim 1933 e.V. Sven Schnieber nach vorne gerufen, und er durfte aus den Händen von Walter Honerbach und Präsident Matthias Klemmer die Auszeichnung „Ausgezeichnete Vereinigung“ in Gestalt einer Urkunde mit eingelassener Plakette entgegennehmen, was anhaltenden Applaus hervorrief. Obendrauf gab es von der Bruderschaft noch die Schiefertafel mit der Flutgravur. 


Für ihren Einsatz in der Vorstandsarbeit als Schatzmeisterin- nicht ganz einfach während des Lockdowns und nach der Flut – wurde Angelika Hilbig mit dem Silbernen Verdienstkreuz ausgezeichnet. Ebenso das SVK erhielt Schützenbruder Bernd Luppus für seinen umfangreichen Arbeitseinsatz bei der Entsorgung nach der Flut, bei Abrissarbeiten im Haus und bei den Wiederaufbauarbeiten. Völlig überrascht war Hauptmann Lars Wilms, als er aufgerufen wurde, um aus den Händen von Bezirksbundesmeister Willi Ippendorf den Hohen Bruderschaftsorden (HBO) für seine Verdienste besonders im Zusammenhang mit den Flutschäden und des Wiederaufbaus angesteckt zu bekommen.


Auch Schützenbruder Hans Peter Löltgen wurde mit dem HBO geehrt. Gemeinsam mit dem ebenfalls mit einer Schiefertafel und einem Umschlag geehrten PGM- Mitglied Michael Wrobel verbrachte er unzählige Stunden von montags bis samstags im Schützenhaus. Beide hatten als Elektro-Duo die mit am höchsten Anspruch versehene Aufgabe, nämlich die Elektrik im gesamten Schützenhausbereich wieder auf Vordermann zu bringen. Hunderte Meter Elektro- und Netzwerkkabel mussten neu verlegt werden, Anschlüsse montiert, Steckdosen implantiert werden, Löcher neu gebohrt werden, Kabel verklemmt und isoliert werden, und, und, und. Wahrlich keine leichte Aufgabe.


Aber beide habe sie bravourös erledigt. Zu Recht haben beide diese Auszeichnungen erhalten.

Wenn es einen Mann zu Ehren gilt, dann ist es der Schützenbruder, ohne dessen Tatkraft und Wissen, ohne dessen Hartnäckigkeit und Spürsinn, ohne dessen unbedingten Willen zum Wiederaufbau nichts gegangen wäre. Er war das „Aufputschmittel“ der Bruderschaft. Schon sehr frühzeitig, noch bevor sicher war, ob überhaupt und wieviel Geld für den Wiederaufbau fließen würde, hatte er schon einen Plan im Kopf. Er kümmerte sich um die Kostenvoranschläge für die Gewerke, sprach mit den Handwerkern und sicherte sich so den Handwerkerstamm, der nach Zusage der Landesmittel sofort loslegen konnte. Er sorgte dafür, dass die Gewerke zumeist wie ein Zahnrad ineinandergriffen und die Arbeiten ohne große Verzögerungen termingerecht zu Ende gebracht werden konnten.


Wenn er nicht gerade auf Dienstreise war oder für 5 Stunden Schlaf zu Hause, dann traf man ihn im Schützenhaus an. Morgens um 7 Uhr oder nachmittags, auch schon mal abends um 21 Uhr, fast immer war er da: Schützenbruder Michael Hilbig! Und unter anderem seinetwegen war der Diözesanvorstand heute Abend anwesend.


Die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft hat beantragt, dem Schützenbruder Michael Hilbig aufgrund seiner umfassenden Verdienste eine der höchsten Auszeichnungen, nämlich das Schulterband, zu verleihen. Das Präsidium des Bundes der Historischen Schützenbruderschaften in Leverkusen hat dem Antrag der Bruderschaft voll umfänglich entsprochen. So wurde denn unter stehendem Applaus dem sichtlich gerührten Michael Hilbig vom stellvertretenden Diözesanbundesmeister Walter Honerbach mit herzlichen Glückwünschen das Schulterband umgelegt.


Gerade, als sich die Geehrten nach dem Gruppenbild wieder auf ihre Plätze begeben wollten, ergriff Willi Ippendorf als Bezirksbundesmeister das Wort und bat den verdutzten Präsidenten zu sich. Das bis dahin gut gehütete Geheimnis war dann schnell gelüftet, als Willi Ippendorf aus der Schützenvita des Präsidenten vortrug und das besondere Engagement des Präsidenten bei der Führung der Bruderschaft betonte sowie seine Fähigkeit, Sachverhalte einfach und für alle verständlich zu formulieren. Mit großem Geschick lenkte er die Bruderschaft durch die Coronazeit, hielt Kontakt zur Stadtverwaltung und zu Banken und mit dem Wiederaufbau zeichnete er auch verantwortlich für die Antragstellung beim Bauministerium des Landes. Mit großer Freude und Stolz nahm Matthias Klemmer aus den Händen von Bezirksbundesmeister Willi Ippendorf den Hohen Bruderschaftsorden entgegen, begleitet von lang anhaltendem Applaus.


Bevor an einen Wiederaufbau zu denken ist und Gelder beantragt werden können, muss man wissen, was ist beschädigt, welches Ausmaß hat der Schaden und wie hoch ist der Schaden. Das kann nur ein erfahrener Bauingenieur bzw. ein Gutachter. Meckenheim hatte Glück und konnte im August 2022 das Ingenieurbüro Emons aus Grafschaft für die gutachterliche Stellungnahme gewinnen, denn aufgrund der Flutereignisse mit den Folgeschäden hatten die Ingenieure und Gutachter genug an der Ahr zu tun. Der vereidigte Sachverständige für Schäden an Gebäuden konnte nach mehreren Untersuchungen und vor Ort Terminen im November 2021 das finale Gutachten vorlegen, auf dessen Basis dann die Gelder Anfang Dezember beim Land NRW beantragt werden konnten. Dafür wurde Herrn Emons ausdrücklich gedankt und er erhielt ebenfalls die große Schiefertafel.


Auch die zahlreich anwesenden Handwerksbetriebe wurden mit einer großen Schiefertafel für ihr Engagement ausgezeichnet. Eine Liste der Handwerksbetriebe ist auf unserer Homepage zu finden. Ein ganz besonderer Dank richtete Präsident Matthias Klemmer an das Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Voreifel e.G, Herrn Burchard Kraus. Er bedankte sich zum einen für die solidarische Unterstützung während der Corona-Pandemie in Form der Aussetzung der Tilgungsraten, als das Schützenhaus nicht vermietet werden konnte und die Bruderschaft keine Einnahmen generieren konnte. Zum anderen bedankte er sich für die moralische Unterstützung und die hohen Spendengelder für zerstörtes Inventar.


Ohne die Raiffeisenbank im Rücken hätte es für  die Meckenheimer Schützen düster ausgesehen. Das zeigt aber auch, dass Banken und Vereine vertrauensvoll zusammenarbeiten können.  Aus der Hand von Präsident Matthias Klemmer nahm Herr Kraus die Schiefertafel mit der grün-goldenen Flutplakette entgegen. Die Gäste des Danke-schön-Abend erhielten alle als Zeichen der Verbundenheit einen Anstecker, mit dem sich die Meckenheimer Schützenbruderschaft bei allen Vereinen, politischen Parteien, bei allen Spendern, Gönnern, freiwilligen Helfern und Unterstützern, im Besonderen bei den eigenen Schützenschwestern und Schützenbrüdern bedankten möchte.


Bericht: Eckehard Haffner

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